MIT Neukölln im Salzstock in Gorleben

 

 

MIT-Neukölln in strahlender Mission

 

Mittelständler besichtigen Salzstock und Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben

 

 

Vorurteile sind dafür da, sie auszuräumen. Und auch, wenn in der Mittelstandsvereinigung der CDU die Vorbehalte gegen Atomenergie nicht ganz so ausgeprägt sind, fühlt sich der Eine oder Andere bei dem Gedanken an das Wohin mit dem Atommüll sicher nicht ganz wohl. Für 19 Mitglieder der MIT Neukölln Grund genug, der Sache im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen und sich vor Ort, im Erkundungsbergwerk und Zwischenlager Gorleben, über die Sachlage und den Stand der Dinge zu informieren.

 

Organisiert vom Vorsitzenden Olaf Schenk, machten wir uns – darunter Tina Schwarzer, Kandidatin für den Bundestag, und Dr. Robbin Juhnke, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses – in zwei Kleinbussen vom 20. bis 23. Juni auf nach Gartow im niedersächsischen Wendland. Dort wurden wir auch gleich mit dem Hochwasser und seinen Folgen für die Region konfrontiert: Die Elbe dehnte sich als riesiges Gewässer aus über Wiesen und Weiden aus; einige Straßen und Brücken waren unpassierbar. Und auch in Gartow selber, wo sich der kleine Elbe-Nebenarm Seege zu einem idyllischen See weitet, stand das Wasser bis zum notdürftig aufgeschütteten Deich. Tausende Sandsäcke links und rechts der Straßen zeugten vom unermüdlichen Einsatz der Helfer im Kampf gegen die Fluten und von der Hoffnung, Haus und Hof nicht an das Wasser zu verlieren.

 

Exkursion ins Salz

 

Von der überfluteten Oberfläche ging es dann am zweiten Tag in die „Unterwelt“ – die Besichtigung des Erkundungsbergwerks Gorleben stand auf dem Programm.

Begleitet vom massiven Protest der Atomkraftgegner – überall markieren gelbe Kreuz den symbolischen Tag „X“ – ist seit Mitte der 50er Jahre die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle im Salzstock Gorleben in der Diskussion. 1986 wurde dann mit dem Bau des Erkundungsbergwerks begonnen, um die Eignung des Salzstocks als Endlager zu erkunden.

 

Wie wir auf der lehrreichen Führung in 840 Meter Tiefe – die Temperatur liegt hier bei fast 30 Grad – erfahren, umfassen die Untersuchungen hauptsächlich Salzspiegelbohrungen, seismische Messungen, hydrogeologische sowie Tiefbohrungen in die Randzonen des Salzstocks. Salz, so ein Ergebnis der langjährigen Untersuchungen, hat zwar aufgrund seiner Eigenschaften alle Voraussetzungen für eine sichere Endlagerung. Doch muss ein solches Lager natürlich „auf Herz und Nieren geprüft“ werden, denn der sichere Einschluss der radioaktiven Stoffe muss auch noch in Hunderten von Jahren gewährleistet sein. Apropos Sicherheit: Wir erfahren auch, dass es im Gegensatz zum Endlager Asse in Gorleben aufgrund der Geomorphologie nicht zu Wassereinbrüchen kommen kann, die als hoher Risikofaktor diskutiert werden: Der Salzstock hier ist so geformt, dass es keine Hohlräume am Übergang zum Salz gibt, in denen sich Wasser sammeln könnte.

 

Zukunft ungewiss

 

Unsicher dagegen ist die Zukunft der Beschäftigten des Erkundungsbergwerkes. Vor dem Hintergrund eines Moratoriums für das geplante Endlager wurde zur Klärung konzeptioneller und sicherheitstechnischer Fragen die Erkundung von Oktober 2000 bis September 2010 unterbrochen. Das Personal reduzierte sich von 240 Mitarbeitern um die Hälfte – wie es weitergeht, und ob Gorleben überhaupt noch zur Diskussion steht, ist ungewiss: Bis 2031 will der Bundestag nun einen Standort für das Endlager festlegen, dafür soll eine Expertenkommission bis Ende 2015 Kriterien formulieren. Das jedenfalls geht aus dem Entwurf für das Endlagersuchgesetz hervor, auf den sich Bund und Länder im Streit um die Endlagerung radioaktiver Abfälle nun geeinigt haben und das noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Um diese Einigung zu erzielen, wurde der heikelste Punkt erst einmal ausgeklammert – die Suche nach neuen Zwischenlagern für 26 weitere Castoren auf 2014 wurde vertagt.

 

Wissenswertes über Castor und Pollux

 

Momentan landen alle Behälter mit hochradioaktivem Müll aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennstäbe in Gorleben. Die Besichtigung dieses Zwischenlagers war der zweite Programmpunkt des Tages. Bei der umfangreicher Einführung in die Thematik im Informationszentrum ging es erst einmal um Fakten zu den radioaktiven Brennelementen, zu Aufbau und Sicherheit von Castor- und Pollux-Behältern und um die politischen Kontroversen um die Zwischenlagerung der Brennstäbe. Begleitet von massiven Sicherheitsmaßnahmen, konnte unsere Gruppe dann auch das am Ortsrand gelegene Zwischenlager besichtigen. Dort werden neben den Brennelementen auch verglaste hochradioaktive Abfälle aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gelagert. Allerdings war uns Besuchern nur eine Führung in die noch jungfräuliche Halle zur späteren Umbettung der Brennstäbe in die Pollux-Behälter zur Endlagerung vorbehalten. Die Halle mit den 113 je 65 Tonnen schweren Castoren, die hier von 400 Grad auf die Endlager-Temperatur von 200 Grad abgekühlt werden, durften wir nicht betreten.

Das tat der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch und für Diskussionsstoff war auch am nächsten Tag, beim Bummel durch die Hansstadt Lüneburg, noch reichlich gesorgt. Mit einem zünftigen Grillbuffet und in bester Feierlaune gingen die schönen und lehrreichen Tage im Wendland dann zu Ende – an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unseren Vorsitzenden Olaf Schenk für die gute Idee und die tolle Organisation!

 

Claudia Pfister

 

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